Da kann die fossile Konkurrenz einpacken: Die Kosten für die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen sind in den vergangenen zehn Jahren immer weiter gesunken. Neue Photovoltaikanlagen und Windräder an Land nehmen es heute sogar schon mit den günstigsten Kohlekraftwerken auf – eine Entwicklung, die es angesichts des fortschreitenden Klimawandels dringend zu nutzen gilt.
Lange Zeit konnten abgeschriebene Kohlemeiler preislich mit neuen Ökostromanlagen konkurrieren, denn bei den alten Kraftwerken fließen nur noch die Aufwendungen für den laufenden Betrieb und den Brennstoff in die Stromgestehungskosten ein. Doch das scheint endgültig vorbei, wie eine aktuelle Studie der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) zeigt. Im Schnitt kosten neue Photovoltaikanlagen und Windparks an Land heute bereits weniger als die Betriebserhaltung zahlreicher alter Kohlemeiler.
Dass die Erneuerbaren immer günstiger werden, geht laut IRENA sowohl auf technische Optimierungen und Verbesserungen in der Produktion zurück als auch auf zunehmend wettbewerbsfähige Lieferketten und die wachsende Erfahrung in der Projektentwicklung. Dadurch hätten sich die Stromgestehungskosten für Photovoltaik seit 2010 um 82 Prozent reduziert. Bei Windkraft an Land seien es 39 Prozent, bei Windkraft auf See 29 Prozent.
Die sinkenden Kosten machen die Ökostromanlagen nicht nur für Investoren attraktiv, sie kurbeln auch den Zubau in vielen Ländern an. Das verdeutlicht der jährliche Trendbericht zu den Investitionen in erneuerbare Energien, den die Frankfurt School of Finance and Management gemeinsam mit dem UN-Umweltprogramm UNEP und dem Analysedienst Bloomberg New Energy Finance erstellt. Demnach stieg der Ausbau 2019 auf ein neues Rekordniveau: Weltweit gingen Anlagen mit einer installierten Leistung von 184 Gigawatt ans Netz. Das ist ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr – bei nahezu gleichem Investitionsvolumen.
Professor Dr. Ulf Moslener von der Frankfurt School weist allerdings auch darauf hin, dass die Erneuerbaren ohne Berücksichtigung von Wasserkraft weltweit erst 13,4 Prozent des Strombedarfs decken. »Sowohl Regierungen als auch Unternehmen und Konsumenten dürfen jetzt nicht nachlassen«, mahnt er, nicht zuletzt mit Blick auf die Corona-Pandemie. »Denn die Pariser Klimaziele sind mehr als nur politische Ziele: Sie sollen ernsthaften Schaden für die Menschheit abwenden.«
Und die Lage ist ernst: Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) berichtet, könnte die globale Durchschnittstemperatur schon bald die in Paris vereinbarte Maximalerwärmung von 1,5 Grad Celsius überschreiten. Das Risiko, dass dies bereits in mindestens einem der kommenden fünf Jahre passiere, liege bei 20 Prozent. Dabei prognostizieren die Forscher regional große Unterschiede: So erwärme sich die Arktis doppelt so schnell wie die Welt im Durchschnitt. In den Tropen und den mittleren Breiten der Südhalbkugel dagegen dürfte der Anstieg am geringsten ausfallen.