Trotz anhaltender Lieferschwierigkeiten und Rohstoffengpässe bei den Anlagenherstellern hat der Windkraftzubau in der Europäischen Union 2023 erneut das bisherige Bestniveau aus dem Vorjahr erreicht: Insgesamt 16,2 Gigawatt Leistung wurden neu installiert, in ganz Europa waren es 18,3 Gigawatt. Dabei führte Deutschland (3,9 GW) das gesamteuropäische Länderranking vor den Niederlanden (2,4 GW) und Schweden (2 GW) an.
Mit Frankreich (1,8 GW) und Großbritannien (1,4 GW) folgten auf den Plätzen vier und fünf gleich zwei Auslandsmärkte, in denen Energiekontor Wind- und Solarparks entwickelt. Ein großer Teil der Projektpipeline des Unternehmens entfällt auf diese beiden Märkte: Gut 30 Prozent betreffen allein Großbritannien, den für Energiekontor wichtigsten Ländermarkt nach dem deutschen Heimatmarkt mit einem Anteil von über 50 Prozent. Knapp 8 Prozent der Pipeline entfallen auf Frankreich, wo das Unternehmen erst seit wenigen Jahren aktiv ist und sich in kürzester Zeit vielversprechende Projekte sichern konnte.
Optimistisch blicken die Marktanalyst:innen von WindEurope auch auf die Folgejahre: »Die Genehmigungsverfahren haben sich dank der neuen EU-Vorschriften verbessert, die Investitionen sind gestiegen«, berichtet Giles Dickson, Geschäftsführer des europäischen Verbands. In der Folge wurden in Europa 2023 bereits deutlich mehr Genehmigungen für Windparks an Land erteilt als in den Vorjahren. So stieg deren Anzahl beispielsweise in Frankreich um 12 Prozent und in Großbritannien um 10 Prozent. In Deutschland gab es sogar ein Plus von 70 Prozent. Letzteres liegt auch daran, dass die Bundesregierung die EU-Notfallmaßnahmen zum beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren besonders zügig umgesetzt hat. »Mit einem sehr hohen Volumen an Neugenehmigungen von über 7,5 Gigawatt im vergangenen Jahr hat Deutschland ein starkes Fundament gelegt, um auch künftig im europäischen Vergleich führend zu sein«, kommentiert Bärbel Heidebroek, Präsidentin des deutschen Bundesverbands Windenergie, die Zahlen. »Das zeigt klar, was alles möglich wird, wenn der politische Wille vorhanden ist.«
Auch auf EU-Ebene ist der Rückenwind für den Ausbau der Windkraft groß. Das zeigte im Oktober 2023 eindrucksvoll das EU-Windenergiepaket, das 15 konkrete Sofortmaßnahmen zur Stärkung der Branche enthält. Sie reichen von schnelleren Genehmigungen über neue Finanzierungsmöglichkeiten bis hin zu ehrgeizigen Zielen für die Herstellung von Turbinen in Europa. In der »Europäischen Wind Charta« haben sich Ende des Jahres 26 EU-Mitgliedsstaaten zur raschen Umsetzung des Pakets verpflichtet.
Auch aufgrund dieser politischen Entwicklung sehen die Analyst:innen von WindEurope das EU-Ausbauziel von 425 Gigawatt installierter Windkraftleistung bis 2030 wieder in Reichweite. Basierend auf den Genehmigungsdaten der Mitgliedsstaaten, den angekündigten Investitionen, Auktionsmengen und Ausbauzielen prognostizieren sie bis 2030 einen EU-weiten Zubau von durchschnittlich 29 Gigawatt pro Jahr. Dabei würden weiterhin etwa zwei Drittel der Neuinstallationen an Land erfolgen.
Für das laufende Jahr geht der Verband noch einmal von einem ähnlichen Zubau wie 2023 aus. Ab 2025 wird das Wachstum der Prognose zufolge dann langsam an Fahrt aufnehmen und ab 2029 die 30-Gigawatt-Marke deutlich überschreiten. »Wir sind jetzt zuversichtlich, dass wir dem EU-Ziel nahekommen können, den Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung bis 2030 von heute 19 Prozent auf 35 Prozentzu erhöhen«, sagt Giles Dickson. »Vorausgesetzt, Europa beschleunigt den Ausbau der Netze, um alle neuen Windparks anzuschließen.«