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Erste deutsch-britische Stromverbindung im Bau

News vom 01.08.2024

Auf dem Baufeld im niedersächsischen Wilhelmshaven haben die Arbeiten bereits begonnen: Hier errichtet Siemens Energy derzeit eine von zwei Konverterstationen, die andere entsteht in der Region Isle of Grain in der englischen Grafschaft Kent. Beide sind Teil des deutsch-britischen Interkonnektors namens NeuConnect – ein über 700 Kilometer langes Untersee-Gleichstromkabel, das die Hoheitsgebiete Deutschlands, der Niederlande und Großbritanniens in der Nordsee queren wird. 2028 soll die neue Stromautobahn den Betrieb aufnehmen. Sie wird das deutsche und britische Übertragungsnetz erstmals direkt miteinander verbinden und so den Austausch von bis zu 1,4 Gigawatt Strom in beide Richtungen ermöglichen. Das reicht aus, um rund 1,5 Millionen Haushalte zu versorgen.

»Die Energiewende gelingt, wenn wir im europäischen Raum zusammenarbeiten«, meint Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz. »Der erste deutsch-britische Interkonnektor wird dazu beitragen, Leistungsschwankungen der erneuerbaren Energien auszugleichen, die Flexibilität auf den Strommärkten zu erhöhen und damit die Systemstabilität in beiden Ländern auf höchstem Niveau zu halten.«

Besonders überschüssiger Windstrom bietet sich für den grenzüberschreitenden Austausch an, denn aufgrund von Engpässen im deutschen Stromnetz kann die im Norden produzierte Windenergie oft noch nicht zu den Verbrauchszentren im Süden und Westen des Landes abtransportiert werden. Windkraftanlagen werden dann abgeschaltet, um eine Überlastung des Netzes zu vermeiden. NeuConnect kann dabei helfen, solche kostspieligen Abregelungen zu reduzieren, indem der überschüssige Ökostrom nach Großbritannien fließt.

Umgekehrt verfügt auch das Vereinigte Königreich, einer der Kernmärkte von Energiekontor, über enormes Windkraftpotenzial. Allein die installierte Offshore-Leistung soll in den kommenden sechs Jahren auf 50 Gigawatt ausgebaut werden, und auch die Kapazität an Land will die neue Regierung bis 2030 auf 30 Gigawatt verdoppeln. Perspektivisch dürfte über NeuConnect also auch grüner Strom nach Deutschland kommen.

Bereits im vergangenen November hatten Deutschland und Großbritannien in einer gemeinsamen Absichtserklärung bekräftigt, ihre Zusammenarbeit im Energiebereich vertiefen zu wollen. Beide Länder verfolgen das Ziel, bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu sein und zugleich eine sichere und bezahlbare Energieversorgung zu gewährleisten. Der Bau von NeuConnect sei »einer von vielen Bausteinen der Dekarbonisierung, verbunden mit weiterhin höchster – auch grenzüberschreitender – Versorgungssicherheit«, sagt Robert Habeck. Beides müsse Hand in Hand gehen.