Die Ziele, die das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für den Ausbau der Solarenergie vorgibt, sind ehrgeizig: Auf insgesamt 400 Gigawatt installierte Leistung soll die Photovoltaik bis zum Jahr 2040 ausgebaut werden. Das entspricht rund dem Fünffachen dessen, was Ende 2023 hierzulande am Netz war. Etwa die Hälfte des Zubaus, 200 Gigawatt, soll auf Freiflächen erfolgen.In einem dicht besiedelten Land wie Deutschland, in dem Industrie und Gewerbe, Infrastrukturprojekte und wachsende Städte oft mit Landwirtschaft und Naturschutz um den verfügbaren Raum konkurrieren, kommt da schnell die Frage auf, ob für die geplanten Solarparks genügend Flächen zur Verfügung stehen.
Eindeutig ja, lautet hier die Antwort des Freiburger Öko-Instituts, das das Flächenpotenzial in Deutschland in zwei Analysen untersucht hat. Demnach ließen sich 287 Gigawatt Solarstromleistung allein auf bereits vorbelasteten Arealen installieren, insbesondere auf teils landwirtschaftlich genutzten Flächen entlang von Autobahnen und Schienenwegen, aber auch über Parkplätzen sowie in Industrie- und Gewerbegebieten. Das Potenzial übersteigt damit den im EEG vorgesehenen Ausbaupfad bis 2040 deutlich, ohne dass zum Beispiel fruchtbare Ackerböden für die Energiewende angetastet werden müssten. Diese ließen sich jedoch durch Agri-Photovoltaik ebenfalls für die Stromproduktion nutzen, wenn durch die Anlagen ein Mehrwert für die angebauten Pflanzen entsteht.
Die Solarpaneele werden bei der Agri-Photovoltaik über oder zwischen landwirtschaftlichen Anbauflächen installiert. »Dabei könnten diese Anlagen insbesondere über Dauerkulturen wie Trauben oder Obstbäumen gleichzeitig zuverlässigen Schutz vor Hagelschäden und Sonnenbrand bieten«, so die Expert:innen aus Freiburg. Teure und wartungsintensive Vorrichtungen wie Sonnen- und Hagelschutznetze würden dadurch überflüssig.
Rund 4,3 Millionen Hektar solcher landwirtschaftlichen Flächen hat das Öko-Institut in Deutschland für die Doppelnutzung als besonders geeignet identifiziert. 400.000 Hektar davon ließen sich in Kombination mit geeigneten Dauerkulturen realisieren, 3,9 Millionen Hektar entfielen auf Flächen mit einer niedrigeren Bodengüte.
Momentan werde der Hochlauf solch spezieller Photovoltaik-Formen zwar noch durch die hohen Kosten für eine höhere Aufständerung, die komplexere Installationstechnik und den niedrigeren Flächenbesatz gebremst, urteilen die Expert:innen, stellen aber zugleich fest: »Zukünftig werden die Kosten durch mehr Erfahrung und Standardisierung reduziert werden können.« Die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Solarparks dürfte durch die Doppelnutzung von Flächen auf jeden Fall weiter wachsen.