Bei der Photovoltaik sieht man bereits ganz deutlich, dass die Maßnahmen greifen, die die Bundesregierung in den vergangenen Monaten auf den Weg gebracht hat: Nach Zahlen der Bundesnetzagentur wurden allein in den ersten vier Monaten des Jahres Anlagen mit zusammen 3,71 Gigawatt Leistung neu installiert. Hochgerechnet auf das Jahr habe Deutschland 2023 erstmals die Chance, zweistellige Zahlen beim Zubau zu sehen, so Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck beim Solargipfel im Mai. »Das wäre wirklich ein dickes Ausrufezeichen.«
Um auch die zukünftigen Wachstumsziele zu erreichen, will der Minister nun zwei weitere Maßnahmenpakete auf den Weg bringen. Denn die Pläne für den Ausbau der Photovoltaik sind ambitioniert: Schon ab 2026 sollen jedes Jahr 22 Gigawatt Erzeugungsleistung zugebaut werden, die Hälfte davon in der Fläche. Damit das gelingt, müssen Genehmigungsverfahren schneller werden und genügend Flächen zur Verfügung stehen. Geplant ist etwa, den Zubau auch in Gewerbe- und Industriegebieten zu vereinfachen. Zudem sollen entlang von Autobahnen und Schienen mehr Freiflächenanlagen entstehen.
»Die Nutzung für Freiflächen-Photovoltaik muss klug ausgerichtet sein, damit wir die Flächenkonkurrenz vermeiden«, betont Robert Habeck. Fördern will die Regierung daher auch Konzepte, die eine Nutzung der Flächen unterhalb der Solaranlagen erlauben – bei der Agri-Photovoltaik etwa für den Gartenbau oder die Landwirtschaft. Das schaffe weitere Möglichkeiten für die Anlagen, aber auch eine Beteiligung im ländlichen Raum. Auch ein Konzept für Biodiversitäts-Solarparks soll erarbeitet werden. Hierbei schaffen Blühflächen unter den Anlagen neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Landwirt:innen könnten auf diese Art stillgelegte Flächen für die Stromerzeugung nutzen, sind sie doch ab 2024 aufgrund neuer Agrarfördervorschriften der EU dazu verpflichtet, mindestens vier Prozent ihrer Flächen aus der Bewirtschaftung zu nehmen und in einem guten ökologischen Zustand zu halten. Auf diesen Flächen ließen sich durch Stromerzeugung weiter Erträge generieren – ein Gewinn für Natur, Energiewende und die Landwirtschaft gleichermaßen.
Erste Erfolge der großen Gesetzespakete aus dem vergangenen Jahr lassen sich auch bei der Windkraft an Land verbuchen: Laut Bundesnetzagentur sind in den ersten vier Monaten des Jahres bereits Anlagen mit einer Leistung von knapp 900 Megawatt zugebaut worden. Das sei etwa die Hälfte dessen, was im gesamten vergangenen Jahr hinzugekommen ist, so Robert Habeck auf dem Windgipfel Ende Mai. »Wir halten es für möglich, den Zubau dieses Jahr zu verdoppeln auf vier Gigawatt.« Für eine positive Dynamik spreche auch die steigende Anzahl der Genehmigungen im ersten Quartal. »Wir drehen den Tanker gerade sozusagen wieder auf Kurs.«
Mit der Ende Mai verabschiedeten Wind-an-Land-Strategie werden weitere Stellschrauben bewegt, um die Bremsen beim Ausbau zu lösen. So sollen etwa die Rahmenbedingungen für direkte Stromlieferverträge zwischen Windparkbetreibern und Großkunden aus Industrie und Wirtschaft verbessert werden. Das würde den Zugang der Unternehmen zu sauberem Ökostrom befördern. Um die Genehmigungsprozesse nochmals zu beschleunigen, will das Wirtschaftsministerium zudem Vollzugsleitfäden für die zuständigen Behörden erstellen. Diese sollen ihnen bei der Auslegung der zahlreichen Gesetzesanpassungen helfen. Das Tempo steigern will die Regierung auch bei den Transportgenehmigungen für die riesigen Anlagenkomponenten. »Wir werden auch schauen, dass wir die Wasserwege in die Transportwege miteinbeziehen, um die Straßen zu entlasten«, kündigte Robert Habeck an.