Die Genehmigungsverfahren wurden vereinfacht, die Bundesländer dazu verpflichtet, geeignete Flächen für die Windkraftnutzung auszuschreiben, und nicht zuletzt hat die noch amtierende Bundesregierung dem Bau und Betrieb Erneuerbarer-Energie-Anlagen ein »überragendes öffentliches Interesse« eingeräumt. All diese Maßnahmen zur Beschleunigung des Windkraftausbaus zeigen nun die erhoffte Wirkung: So wiesen die Daten der Fachagentur Wind und Solar das Jahr 2024 bereits im Oktober als das bisher genehmigungsstärkste Jahr in der Geschichte des deutschen Windenergieausbaus aus. Die Bundesnetzagentur spricht Anfang Januar in einer ersten Auswertung für 2024 von knapp 15 Gigawatt neu genehmigter Leistung an Land – ein Rekord, der fast 90 Prozent über dem Wert des Vorjahres (8 Gigawatt) liege.
Auch bei den Ausschreibungen für bereits genehmigte Anlagen war 2024 ein Rekordjahr: Gebote mit einem Volumen von rund 11 Gigawatt wurden von der Bundesnetzagentur bezuschlagt. Für Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbandes Windenergie (BWE), ist damit klar, »dass wir in Deutschland ab dem vierten Quartal 2025 mit einem deutlich gestiegenen Zubauvolumen rechnen können«.
Mit dem Umfang an Neugenehmigungen und den Zuschlägen in den Ausschreibungen nimmt die Windkraft erstmals Kurs auf einen Zubau von 10 Gigawatt jährlich, den das Erneuerbare-Energien-Gesetz für die kommenden Jahre vorsieht. Die sich verstetigenden Zahlen sind nicht nur für das Erreichen der Klimaschutzziele von zentraler Bedeutung, der BWE sieht darin auch eine große Chance für den weiteren Beschäftigungsaufbau, etwa bei Herstellern und Zulieferern. »Der Hochlauf der europäischen Windindustrie hat das Potenzial, den Beschäftigungseinbruch in anderen Branchen, wie ihn beispielsweise die Automobilbranche durch die Konkurrenz der E-Mobilität erlitten hat, teilweise zu kompensieren«, sagt Bärbel Heidebroek. »Viele Zulieferer aus dem Automobilsektor sind bereits heute in der Windindustrie an Bord und können hier ihre Position weiter ausbauen.« Die Verstetigung des Ausbaus auf jährlich 10 Gigawatt habe insoweit auch eine wichtige industrie- und beschäftigungspolitische Komponente.
Eine deutliche Mehrheit der Deutschen unterstützt den Ausbau der Windenergie – sogar im eigenen Wohnumfeld. Das hat eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Fachagentur Wind und Solar ergeben. 79 Prozent der Befragten sind mit den Anlagen, die es bereits in ihrer direkten Umgebung gibt, ganz oder eher einverstanden. 67 Prozent hätten keine oder nur geringe Bedenken, sollten Windräder in ihrer Nähe gebaut werden. »Die hohe Zustimmung zur Windkraft in der eigenen Umgebung ist für uns besonders wichtig«, sagt Antje Wagenknecht, Geschäftsführerin der Fachagentur Wind und Solar. Zudem zeige die Befragung, dass die Menschen wüssten, dass der Ausbau der Windenergie nicht nur essenziell für den Klimaschutz sei, sondern auch einen unverzichtbaren Beitrag zur Energieunabhängigkeit leiste.