Herr Deltz, Sie waren bei der WindEnergy an allen vier Messetagen für Energiekontor im Einsatz. Wie war die Stimmung bei dem Branchentreffen?
Die Stimmung war überaus positiv, ganz anders als noch bei der WindEnergy vor zwei Jahren und auch anders als vor einem Jahr bei der Partnermesse in Husum. Wir hatten vom ersten Tag an eine hohe Besucherfrequenz an unserem Messestand und freuen uns darauf, die Beziehungen weiter auszubauen.
Welche Themen haben die Messe bestimmt?
Wir haben viele interessante Gespräche geführt mit Zulieferern, Dienstleistern, Herstellern von Elektrokomponenten und Windenergieanlagen. Das ging quer durch den gesamten Windenergiebereich. Auch die Betriebsführung ist immer wieder ein wichtiges Thema, etwa für Investoren, für die Energiekontor bereits einen Windpark betreibt. Neu waren in diesem Jahr die zahlreichen Anfragen zur Direktvermarktung über Stromlieferverträge wie PPAs. Das hat deutlich zugenommen. Auch von Unternehmen, die Speichertechnologien entwickeln, haben wir viele Anfragen bekommen. Oft ging es dabei um Batteriespeicher, darunter auch solche, die sich mit Second-Life-Batterien bestücken lassen. Das sind ausrangierte Akkus von E-Autos, denen man mit wenig finanziellen Mitteln ein zweites Leben geben kann – zum Beispiel in einem Batteriespeicher. Eine wirklich spannende Sache, gerade um die fluktuierende Einspeisung erneuerbarer Energien zu glätten.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck betonte bei der Messe, die Politik habe in den vergangenen zwei Jahren den Grundstein für einen dynamischen Ausbau der Windenergie gelegt. Was hat sich für Projektentwickler wie Energiekontor verbessert? Wo gibt es noch Engpässe?
Die anziehenden Genehmigungen bei Wind an Land heben die Stimmung natürlich immens. Hier zeigt die Flächenausweisung Wirkung, die Robert Habeck angeschoben hat. Die Länder haben sie auf die Kreise, auf die Regionalplanung heruntergebrochen. Es wird verstärkt darauf geachtet, dass Genehmigungsfristen eingehalten werden. Vor allem merken wir, dass die Kommunen die Projekte wirklich umsetzen wollen. Sie sehen die Chancen, die in den Erneuerbaren stecken. Das spüren wir bei Energiekontor: Wir bekommen neue Projekte, und auch die Beschleunigungsmaßnahmen bei den Genehmigungen zeigen Wirkung. Sicher ist die Stimmung auf der Messe auch deswegen so gut. Ein Dämpfer ist tatsächlich die Verfügbarkeit von Anlagen und elektrotechnischen Komponenten. Das bremst uns leider ein bisschen. Bei den Anlagenherstellern verringern sich die Lieferzeiten inzwischen etwas, bei Umspannwerken und Trafos tut sich aber noch nicht viel.
Warum sind Messen wie die WindEnergy für Energiekontor wichtig?
Hier können wir alle Kooperationspartner, Dienstleister, Zulieferer und Hersteller persönlich an einem zentralen Ort treffen – und das innerhalb weniger Tage. Außerdem sind wir gut über die technologischen Entwicklungen informiert. Es tun sich in unserer Branche immer wieder neue Geschäftsfelder auf. Da sind Messen eine willkommene Gelegenheit, den Austausch zu suchen, Geschäftsbeziehungen zu knüpfen und Projektideen anzustoßen.
Wen trifft das Unternehmen auf Messen?
Zum einen Gutachter aller Couleur: Windgutachter, Schallgutachter, technische Gutachter für Windenergieanlagen. Dann die Dienstleister, die wir bei der Windparkrealisierung benötigen: Baugrundgutachter, Vermesser, aber auch Speditionen, die ihre neuen Fahrzeugtechnologien vorstellen, oder Unternehmen, die mobile Straßen für die Baufahrzeuge anlegen und sie später wieder abbauen. Es gibt die ganze Bandbreite der Elektrotechnik, von der Verkabelung bis zum Umspannwerk. Und, ganz wichtig, die Anlagenhersteller: Der persönliche Austausch in entspannter Messeatmosphäre hilft oft dabei, die wechselseitigen Anforderungen im schnellen Tagesgeschäft besser zu verstehen. Außerdem interessiert uns natürlich, was es Neues bei den Herstellern gibt. Ein Projektablauf in der Windenergiebranche dauert trotz aller Beschleunigungsmaßnahmen immer noch mehrere Jahre. Da müssen wir perspektivisch denken und einschätzen können, welche neuen Anlagen zum Beispiel in zwei Jahren am Markt verfügbar sein werden, wenn Genehmigungsverfahren für unsere Projekte beginnen.
Energiekontor ist als Aussteller bereits seit den Anfängen der Windmesse in Husum in den 90er-Jahren dabei. Wie hat sich die Messe seitdem verändert?
Die Husum Wind ist praktisch mit den Anlagen und dem Markt für Windenergie immer weiter gewachsen. Alles fing bescheiden in einer Viehauktionshalle an, später kamen die festen Bauten, die Ausstellung wurde größer, professioneller und von Jahr zu Jahr internationaler, bis man sich schließlich auf die Partnerschaft mit Hamburg geeinigt hat. Seitdem konzentriert sich die Husum Wind auf den deutschsprachigen Raum, während Hamburg stärker auf den globalen Markt ausgerichtet ist. Ich finde es sehr gut, dass wir diesen jährlichen Wechsel zwischen den beiden Standorten haben.
Gibt es weitere Messen, die für Energiekontor interessant sind?
Im Windbereich gibt es noch die Spreewindtage. Das ist eine Tagung mit begleitender Ausstellung, die ebenfalls im jährlichen Wechsel in Potsdam und Linstow in Mecklenburg-Vorpommern stattfindet. Da überzeugen die vielen Fachvorträge und sehr guten Referenten. Es gibt die Intersolar, die für den wachsenden Solarstrombereich von Energiekontor ganz wichtig ist und jedes Jahr in München stattfindet. Und wir sind bei verschiedenen Messen zu den Themen Nachhaltigkeit und Geldanlage vor Ort, zuletzt Mitte Oktober bei der Green World Tour in Münster. Da stellen wir zum Beispiel Investments wie unsere aktuelle Unternehmensanleihe vor und freuen uns über viele Besucherinnen und Besucher.