Die weltweiten Investitionen in die Energiewende haben 2020 einen Rekordwert erreicht. Die Europäische Union verzeichnete sogar das grünste Stromjahr aller Zeiten. Auch 2021 stehen in der Klimapolitik wichtige Richtungsentscheidungen an. Sie reichen vom EU-Klimapaket über die deutsche Bundestagswahl bis hin zur Weltklimakonferenz in Glasgow.
Auf die Investitionen in die globale Energiewende scheint sich die Corona-Pandemie bislang nicht negativ auszuwirken. Im Gegenteil: Nach Angaben des Branchendienstes Bloomberg New Energy Finance (BNEF) wurde 2020 weltweit erstmals die Investitionsmarke von einer halben Billion US-Dollar knapp überschritten. Allein in erneuerbare Energien flossen demnach rund 303,5 Milliarden US-Dollar, ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders hoch fiel der Zuwachs bei der Elektromobilität aus: Hier stieg das Volumen um stolze 28 Prozent auf insgesamt 139 Milliarden. Auch elektrisch betriebene Wärmepumpen legten mit einem Plus von 12 Prozent kräftig zu; auf sie entfielen rund 50,8 Milliarden US-Dollar.
Europa lag bei den Investitionen klar vor den anderen Weltregionen. Und noch ein weiterer Meilenstein wurde hier 2020 erreicht: Zum ersten Mal haben die Erneuerbaren in der EU mehr Strom erzeugt als Kohle und Erdgas zusammen. Auf rund 38 Prozent beläuft sich der Ökostromanteil mittlerweile, wie eine Analyse der Thinktanks Ember und Agora Energiewende zeigt. »Das rasante Wachstum von Wind- und Solarenergie hat die Kohle zum Niedergang gezwungen«, erklärt Ember-Analyst Dave Jones das Ergebnis. Denn während sich der Anteil von Wind und Sonne in der EU seit 2015 fast verdoppelt hat, brach die Kohleverstromung im gleichen Zeitraum um die Hälfte ein. Letzteres gilt übrigens ebenfalls für Deutschland, wo die Erneuerbaren 2020 sogar schon 46,2 Prozent des Stromverbrauchs deckten – auch das ein neuer Rekord.
Vor allem die steigenden Preise für CO2-Zertifikate machen die Kohleverstromung unwirtschaftlich – eine Entwicklung, die sich fortsetzen dürfte, haben doch die europäischen Staats- und Regierungschefs im Dezember die Verschärfung des EU-Klimaziels für 2030 beschlossen. Schon im Juni will die EU-Kommission dazu ein Klimapaket vorstellen. Dessen Ziel ist es, alle energie- und klimapolitisch relevanten Regelwerke, vom Emissionshandel bis zur CO2-Pkw-Verordnung, zügig zu novellieren. Auch Deutschland wird sein Klimaziel für 2030 entsprechend anheben müssen. Neben den Folgen der Corona-Pandemie dürfte es daher im kommenden Bundestagswahlkampf um die dringend notwendige Beschleunigung der Energiewende hierzulande gehen.
International verspricht die UN-Klimakonferenz im November Rückenwind für die Erneuerbaren. Alle Vertragsstaaten des Pariser Klimaabkommens sollen dort erstmals ihre überarbeiteten nationalen Emissionsminderungsziele präsentieren. Den Wiederbeitritt der USA zum Abkommen hat der neue Präsident Joe Biden gleich am ersten Tag seiner Amtszeit eingeleitet. Biden will den Klimaschutz zu einem zentralen Baustein der US-Außen- und Sicherheitspolitik machen. Die Zeichen stehen also auf Neuanfang, auch und gerade in der Klimapolitik.