Wasserstoff, der unter Einsatz von Ökostrom erzeugt wird, ist zentral für das Erreichen der Pariser Klimaschutzziele. Mit seiner Hilfe will Deutschland jene Industrie- und Verkehrsbereiche dekarbonisieren, die bisher nicht ohne fossile Energieträger auskommen. Auch der Strom älterer Windkraftanlagen, die ab 2021 aus der EEG-Förderung fallen, ließe sich für den Markthochlauf der Technik nutzen.
Wasserstoff ist kostbar. Um ihn aus Wasser gewinnen zu können, ist viel Energie nötig. Grün und damit klimaneutral ist Wasserstoff nur, wenn bei seiner Herstellung Strom aus erneuerbaren Quellen zum Einsatz kommt. Dann aber kann er die Treibhausgasemissionen in jenen Industriezweigen senken, die auf flüssige oder gasförmige Energieträger angewiesen sind und sich nicht direkt mit Ökostrom versorgen lassen. Das ist zum Beispiel in der Stahl- und Chemieindustrie der Fall oder in der Luftfahrt, der Schifffahrt und im Fernlastverkehr.
Den Klimaschutz in diesen Bereichen voranzubringen ist denn auch eines der Ziele, das die Bundesregierung mit der Nationalen Wasserstoffstrategie verfolgt: Um die Kosten für die aufwendige Elektrolyse von Wasser zu senken und die Technik wettbewerbsfähig zu machen, will sie in den kommenden Jahren einen stabilen Heimatmarkt für die Erzeugung und Verwendung von grünem Wasserstoff aufbauen – inklusive der dafür erforderlichen Energiegewinnung an Land und auf dem Meer.
Auch ältere Onshore-Anlagen, die ab 2021 aus der EEG-Förderung fallen, könnten in den ersten Jahren einen wichtigen Beitrag zum Markthochlauf der Technik leisten, ließe sich doch mit ihrer Hilfe die Zeit überbrücken, bis neue Ökostrom-Kapazitäten genehmigt und errichtet sind. »Wenn Bestandsanlagen für fünf oder zehn Jahre im Markt gehalten werden, um grünen Strom in Elektrolyseure zu bringen, schafft dies einen schnellen und geordneten Einstieg in die klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft«, sagt Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbands WindEnergie.
Felix Matthes, Forschungskoordinator für Energie- und Klimapolitik am Öko-Institut, kann sich für solche Post-EEG-Anlagen sogenannte Direktliefervertragsmodelle vorstellen: Dafür müssten die Anlagen zu Profilen gebündelt werden, mit denen eine hohe Auslastung der Elektrolyseure möglich sei, erklärte er in der Zeitschrift »neue energie«. Das betreffe vor allem den Norden Deutschlands. Spannend werde die Frage, »ob es Vermarkter geben wird, die aus diesen Post-EEG-Anlagen die entsprechenden Profile bauen können. Sonst läuft es bei grünem, klimaneutralem Wasserstoff hierzulande auf Offshore-Wind hinaus.«
Bis 2030 sollen in Deutschland Wasserstoff-Kapazitäten von fünf Gigawatt errichtet werden. Laut Deutscher Energie-Agentur entspricht das dem 200fachen der aktuell vorhandenen Kapazitäten. Weitere fünf Gigawatt sind bis spätestens 2040 geplant. Für diesen Markthochlauf stellt die Bundesregierung insgesamt sieben Milliarden Euro zur Verfügung. Weitere zwei Milliarden fließen in den Aufbau internationaler Partnerschaften. Auch der Ausbau des EU-Binnenmarkts für Wasserstoff steht auf der Agenda.