30 Milliarden Euro haben Bund und Länder für den Wiederaufbau nach den verheerenden Überschwemmungen an Ahr und Erft vorgesehen. Das Ereignis wirkt wie eine Illustration zu den Berechnungen, die eine Gruppe von europäischen und US-amerikanischen Forschern kürzlich im Fachmagazin »Environmental Research Letters« veröffentlicht hat. Demnach könnte das weltweite Bruttoinlandsprodukt, also der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, bis zum Jahr 2100 um etwa 37 Prozent sinken – bedingt durch den zunehmenden Klimawandel.
Frühere Studien gingen noch von Wirtschaftseinbußen von etwa 6 Prozent aus. Sie basierten allerdings auf der Annahme, dass klimabedingte Extremwetterereignisse das Wirtschaftswachstum nicht auf Dauer beeinträchtigen. Angesichts der immer drastischeren Schäden an Infrastruktur, Maschinen und Anlagen halten das jedoch viele Ökonom*innen inzwischen für unwahrscheinlich. »Wenn man aufhört anzunehmen, dass sich die Wirtschaft von solchen Ereignissen innerhalb von Monaten erholt, sehen die Kosten der Erwärmung viel höher aus als üblicherweise dargestellt«, meint Chris Brierley vom University College London, der an der jüngsten Untersuchung mitgewirkt hat. Außerdem dürften sich höhere Temperaturen der neuen Studie zufolge negativ auf die Arbeitsproduktivität auswirken.
Unter Berücksichtigung dieser Effekte beziffern die Wissenschaftler den möglichen Schaden, der pro Tonne CO2 entsteht, auf mehr als 3.000 US-Dollar, umgerechnet mehr als 2.500 Euro. Zum Vergleich: Im EU-Emissionshandel, der für Kraftwerke, Industrie und Flugverkehr gilt, fallen derzeit rund 60 Euro pro Tonne an. Natürlich sind solche Berechnungen mit erheblichen Unsicherheiten verbunden, wie das internationale Team einräumt. Wer kann schon voraussagen, wie sich die Gesellschaften an den Klimawandel anpassen. Aber, stellt Paul Waidelich von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich fest: »Die Ergebnisse zeigen, dass es billiger ist, den Treibhausgasausstoß zu verringern, als mit den Folgen des Klimawandels zurechtzukommen.«
Diese Erkenntnis scheint auch bei vielen Teilnehmenden der Weltklimakonferenz angekommen zu sein. Befand sich die Welt vor dem Pariser Klimagipfel 2015 noch auf dem Weg zu einer katastrophalen Erderwärmung von bis zu vier Grad bis Ende des Jahrhunderts, rückt nach den verschärften Selbstverpflichtungen der Staaten auf der diesjährigen Konferenz in Glasgow immerhin die Zwei-Grad-Marke in greifbarere Nähe – vorausgesetzt, die zugesagten Klimaschutzanstrengungen bis 2030 werden eingelöst.
Anlass zur Hoffnung geben hier insbesondere zahlreiche Initiativen, zu denen sich verschiedene Ländergruppen abseits der Verhandlungen zusammengetan haben. So schlossen sich bisher 105 Staaten einer Initiative der EU und der USA an, um den Ausstoß von klimaschädlichem Methan bis 2030 um mindestens 30 Prozent zu verringern; laut Bundesumweltministerium könnte das allein die Erderhitzung um 0,2 Grad senken. Andere Ländergruppen wollen kein Geld mehr in fossile Energieprojekte investieren, haben ein Bündnis für emissionsärmeren Luftverkehr geschmiedet oder wollen schon bis 2025 erste klimaneutrale Schiffsrouten einrichten. All diese Vorhaben sind eines nicht: verbindlich. Ihre Fülle zeigt aber, dass immer mehr Staaten begreifen, in welche Richtung wir gehen müssen.