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Zwölfjahresplan
für die Energiewende

News vom 31. August 2017

Die nächste Bundesregierung kann das deutsche Klimaziel für 2030 noch erreichen – allerdings sollte sie dafür schnell die wichtigsten Weichen stellen. Laut einer Studie der Agora Energiewende bedeutet das: den Verbrauch an fossilen Energieträgern deutlich senken, Effizienz fördern, vor allem aber den CO2-freien Ökostrom breiter nutzen.

Bis 2030 will Deutschland 55 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als noch im Jahr 1990. So lautet das offizielle Klimaziel der Bundesregierung. Erreichen lässt sich das nur durch weniger Verbrauch an fossilen Energieträgern, wie die Denkfabrik Agora Energiewende in der Studie »The Big Picture« zeigt. Konkret müsse Deutschland seinen heutigen Kohle- und Ölverbrauch bis 2030 halbieren und auch die Nutzung des CO2-ärmeren Energieträgers Erdgas um 20 Prozent reduzieren. Beides erfordert eine Minderung des Energiekonsums, etwa durch sparsamere Autos oder die Sanierung alter Häuser. Und es erfordert die breite Nutzung von Ökostrom, auch für Wärmeerzeugung und Verkehr.

»Jetzt geht es nicht mehr um die Integration von ein paar Wind- und Solaranlagen«, sagt Patrick Graichen, Direktor der Agora Energiewende, »sondern es steht die umfassende Transformation der Energiesektoren Strom, Wärme, Verkehr an«. Im Jahr 2030 sind die Erneuerbaren die Leittechnologien im Energiesystem und werden entscheidend zur Emissionsminderung beitragen. Zwar werden noch immer fossile Kraftwerke in Betrieb sein, diese würden aber immer seltener laufen. »Wir werden 10 bis 12 Millionen Elektroautos haben, vor allem in der Stadt«, schätzt Graichen, während auf dem Land der Verbrennungsmotor noch weit verbreitet sei. Außerdem werden viele Häuser ihre Heizwärme bereits mit hocheffizienten elektrischen Wärmepumpen gewinnen.

Um den Bedarf der neuen Stromverbraucher CO2-frei zu decken, müsste sich der Anteil der Erneuerbaren am deutschen Strommix in den kommenden zwölf Jahren auf rund 60 Prozent verdoppeln. Windkraft und Photovoltaik nehmen dabei die Schlüsselrolle ein, haben sie sich in den vergangenen Jahren doch als kostengünstigste Technologien etabliert. Für 2030 rechnet die Agora bereits mit Erzeugungskosten zwischen drei und fünf Cent pro Kilowattstunde. Bekommt der Ausstoß von CO2 bis dahin einen angemessenen Preis, können sich die Erneuerbaren selbst am Strommarkt behaupten.

Der zukünftigen Bundesregierung empfehlen die Studienautoren daher, die Ausbauziele im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wieder moderat anzuheben: bei Windkraft an Land und Photovoltaik auf einen Zubau von 2,5 Gigawatt netto pro Jahr, bei Windkraft auf dem Meer auf 20 Gigawatt bis 2030. Zudem plädieren sie für ein umfassendes Energiewenderahmengesetz, das Investoren mit Blick auf die energiepolitischen Ziele Deutschlands in allen drei Sektoren langfristig Sicherheit gibt.